Umgang um jeden Preis?

Umgang um jeden Preis?

Trennen sich die Eltern, leiden nicht zuletzt die Kinder. Daher sollten die Kinder nach einer Scheidung oder Trennung grundsätzlich auch Kontakt zu beiden Elternteilen halten.

Was aber, wenn Mutter oder Vater gewalttätig gewesen sind? Diese Frage griff der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt im Kreis Viersen auf. Diplom-Sozialarbeiter Alexander Korittko referierte drüber, wie sich Besuchskontakten vor dem Hintergrund häuslicher Gewalt auf Kinder und Jugendliche auswirken.

140 Gäste aus Kindertagesstätten, Beratungsstellen, Jugendämtern, Justiz und Schulen waren ins Forum am Kreishaus gekommen. „Es ist ein sensibles Thema, das jeden, der mit Kindern arbeitet, im Alltag immer wieder vor Probleme stellt“, sagt Regina Simonet, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Viersen.

Korittko ist Paar- und Familientherapeut sowie Mitbegründer des Zentrums für Psychotraumatologie und traumazentrierte Psychotherapie Niedersachsen. Sein Vortrag stellte zum einen die Auswirkungen häuslicher Gewalt bei Kindern vor. Zum anderen zeigte er auf, wie Umgangskontakte so gestaltet werden können, dass sie für alle Beteiligten angenehmer verlaufen. An der Reaktion des Kindes sei zu erkennen, ob es durch die Kontakte zum früher gewalttätigen Elternteil an die schlimme Vergangenheit erinnert wird. Manche Kinder gerieten in erheblichen Stress. Andere könnte die Situation entspannt erleben.

Bei Kindern, die durch elterliche Gewalt traumatisiert sind, wird oft begleiteter Umgang als Schutzmaßnahme für das Kind eingesetzt. Doch ist dies für alle gewalterfahrenen Kinder gleichsam ein geeignetes Mittel oder sollte in Einzelfällen auch ein Aussetzen des Umgangs erwogen werden?

In der anschließenden Diskussion besprachen die Gäste mit dem Experten Beispiele aus der Praxis.

Neben Gabriele Cuylen und Regina Simonet, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Viersen, organisierten Beate Hoenscher (Landgericht Krefeld Ambulanter Sozialer Dienst der Justiz NRW), Petra Schäfer (Frauenzentrum Viersen), Mary Adolphsen (SKM katholischer Verein für soziale Dienste Krefeld), Christiane Jung (Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Niederkrüchten für den Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragte im Kreis Viersen), Barbara Behrendt (Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Grefrath für den Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragte im Kreis Viersen) und Sigrid Nolde (Frauenhaus des SKF Sozialdienstes katholischer Frauen Viersen) den Nachmittag als Koordinierungsgruppe für den Runden Tisch gegen häusliche Gewalt.

(Report Anzeigenblatt)