Pflegeeinrichtung evakuiert

Pflegeeinrichtung evakuiert

Der Kreis Viersen hat am vergangenen Dienstag eine sogenannte Beatmungs-Wohngemeinschaft in Willich-Wekeln geschlossen.

Stadt Willich (aru).

Die Polizei sperrte für den abendlichen Einsatz das Areal großräumig ab. Die Einsatzkräfte sahen nach Angaben von Willichern aus wie bei einem Seuchenalarm – Fußgänger, die zufällig vorbeikamen, wunderten sich daher nicht schlecht und befürchteten schon das Schlimmste.

„Es handelt sich um eine Pflegeeinrichtung, in der sieben Menschen untergebracht waren, die in unterschiedlichem Umfang beatmet werden müssen“, lautet es in einer Mitteilung des Kreises Viersen zu dem Einsatz. „Die Einrichtung unterliegt der Kontrolle des Kreises Viersen als Aufsicht nach dem Wohn-und Teilhabegesetz und als Gesundheitsbehörde.“

Bereits in der Vergangenheit seien Missstände hinsichtlich Körperpflege, Raumhygiene und medizinischer Pflege festgestellt worden. Der Betreiberfirma wurde vom Kreis die fachgerechte Reinigung der Einrichtung und ordnungsgemäße Pflege per Verfügung nach einer infektionshygienische Kontrolle am 24. Januar 2019 aufgegeben. Laut eines Berichtes des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen sei der hygienische Zustand der Zimmer und der gesamten Einrichtung so unzureichend gewesen, dass eine komplette Grundreinigung erforderlich war. Der Umgang mit sterilen Medizinprodukten sei nicht fachgerecht gewesen. Durch die unsachgemäße Lagerung und Anwendung hätte nicht sichergestellt werden können, dass die verwendeten Materialien tatsächlich steril sind. Teilweise seien Einwegmaterial mehrfach verwendet worden. Bei der Kontrolle stellte sich außerdem heraus, dass dem Personal grundlegende hygienische Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts nicht bekannt waren und diese sich in der Dokumentation und in den Arbeitsanweisungen nicht wieder gespiegelt hätten. Außerdem wurde festgestellt, dass Protokolle nicht ordnungsgemäß geführt wurden, Dienstpläne und Dokumentationen nicht schlüssig waren und das Personal nicht durchgehend ausreichend qualifiziert war.

Bei einer erneuten Begehung mit Gesundheitsamt und Heimaufsicht am Montag, 11. Februar wurde festgestellt, dass die Mängel nicht beseitigt wurden. So war das Reinigungsunternehmen beispielsweise nicht für Altenheime zertifiziert und somit fachlich nicht geeignet. „Daher hat der Kreis die Einrichtung geschlossen und die Bewohner in andere Einrichtungen in den Städten Viersen, Krefeld und Gladbeck verlegt, in denen die fachgerechte Pflege sichergestellt wird.“

Der Umzug der Beatmungspatienten fand unter strengsten hygienischen Bedingungen statt und wurde von DRK und freiwilligen Feuerwehren aus dem Kreis Viersen unterstützt. Insgesamt waren 110 Einsatzkräfte – vor allem von der Freiwilligen Feuerwehr Willich – aber auch aus dem kompletten Kreisgebiet beteiligt. Der Einsatz hat um 15.30 Uhr begonnen und wurde um 0.40 Uhr abgeschlossen. Er ist logistisch nach Plan verlaufen und es gab keine Komplikationen. Der Kreis prüft jetzt, ob er die durch die Schließung entstandenen Kosten geltend machen kann.

(Report Anzeigenblatt)