Lionstraße wird eingeweiht

Lionstraße wird eingeweiht

An das furchtbare Schicksal der Willicher Familie Lion, das diese nach der

Machtübernahme der Nazis erlitten hat

 Bernd-Dieter Röhrscheid (.) und Udo Holzenthal, flankiert von den St. Bernhard-Schülerinnen Lara Sommerfeld (l.) und Pauline Thiele, die bei einem Praktikum im Willicher Archiv an der Erarbeitung von Bildertafeln zur Geschichte der Familie Lion mitgewirkt haben.
Bernd-Dieter Röhrscheid (.) und Udo Holzenthal, flankiert von den St. Bernhard-Schülerinnen Lara Sommerfeld (l.) und Pauline Thiele, die bei einem Praktikum im Willicher Archiv an der Erarbeitung von Bildertafeln zur Geschichte der Familie Lion mitgewirkt haben. Foto: Pluschke

, erinnert bald eine Straße: Am Freitag, 20. April (70. Jahrestag des Staates Israel), wird um 11 Uhr in Wekeln nahe dem Friedhof das Straßenschild „Lionstraße“ enthüllt.

Stadt Willich.

22 Angehörige der jüdischen Familie Lion werden zu diesem Anlass aus Australien, Israel, Großbritannien und den USA anreisen. Bernd-Dieter Röhrscheid und Stadtarchivar Udo Holzenthal, die gemeinsam das Buch „Die Geschichte der Juden in Willich – Jüdisches Leben in den Gemeinden Anrath, Neersen, Schiefbahn und Alt-Willich von 1700 bis heute“ verfasst haben, sind für die Organisation des Festaktes zuständig. „Teilweise sehen sich Familienmitglieder am 20. April zum ersten Mal – und aus ersten Reaktionen wissen wir, dass sie die Benennung der Straße und dieses Event als große Ehre empfinden,“ betont Bernd-Dieter Röhrscheid.

Ab 11 Uhr sorgt Jürgen Löscher am Freitag mit der Klarinette und Klezmer-Musik für eine angemessene musikalische Einstimmung. Nach einer Begrüßung durch Bernd-Dieter Röhrscheid werden Grußworte von Nachkommen der Familie Lion zu hören sein. Bürgermeister Josef Heyes wird dann das Straßenschild enthüllen. Es folgt ein Gespräch und Gedankenaustausch mit Anwohnern der Lionstraße, Nachkommen der Familie Lion und den Besuchern der Einweihung.

Anschließend werden die Grab- und Gedenksteine der Familie Lion auf dem Willicher Friedhof besichtigt und ein Kranz in Blau und Weiß niedergelegt. An den Stolpersteinen vor dem früheren Wohnhaus der Familie Lion an der Bahnstraße 9 schließt sich eine Gedenkminute an, bevor die erhaltene Eingangstür („Klöntüre“) des Hauses Bahnstraße 7 in der Willicher Altenstube angeschaut wird.

Die Familie Lion lebte fast 70 Jahre in den Häusern 7 und 9 an der Bahnstraße. Eingebunden, engagiert und integriert, bis 1933 die Machtübernahme der Nazis alles änderte – und auch in Willich niemand dagegen opponierte: Die Metzgerei der Lions wurde geschlossen, ein Berufsverbot erteilt. Nach der Pogromnacht 1938 flohen vier Kinder, die in Willich verbliebenen Rosette Lion und ihr Neffe Arthur starben 1943 im KZ Theresienstadt, Albert Lion und seine Frau Karoline im KZ in

Riga.

(StadtSpiegel)