Bürger finden teilweise Gehör

Bürger finden teilweise Gehör

Mehr Bürger als am Donnerstag waren wohl noch nie bei einer Sitzung des Rates im Schloss Neersen. Zumindest SPD-Fraktionschef Bernd-Dieter Röhrscheid, einer der „Dienstältesten“, hatte noch nie „eine so volle Sitzung“ erlebt.

Grund des Kommens: Die geplante Unterbringung von Flüchtlingen an den Standorten Niersweg/Mutschenweg, Am Bruch, Fontanestraße, Rubensweg (in großen Reihenhaus-Blocks oder Mehrfamilienhäusern) und auf dem alten Sportplatz an der Moltkestraße (temporäre Unterkunft in Mobilwohnheimen). Wer aber nun geglaubt hat, er werde mit einer großen Menge von „Wutbürgern“ konfrontiert, sah sich schnell getäuscht.

Zwar fassten Sprecher von drei kurzfristig gegründeten Anwohnerinitiativen ihre bereits schriftlich eingereichten Bedenken auch noch einmal mündlich (in Sitzungsunterbrechungen) zusammen, aber diese richteten sich nicht gegen die Asylbewerber als zukünftige Nachbarn, sondern vor allem gegen die geplante Form der Unterbringung (zu intensive Belegung, zu massierte Bebauung, zu wenig Betreuung) oder den Standort im Landschaftsschutzgebiet (Niersweg).

Bedenken, auf welche die Ratsfraktionen – zumindest teilweise – schon reagiert hatten. In einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionsvorsitzenden (den noch nicht einmal alle Ratsmitglieder kannten) wurde die Beschlussvorlage der Verwaltung zum Bau der Flüchtlingsunterkünfte um sechs Punkte erweitert. Danach wird an den Standorten Am Bruch und Fontanestraße zeitgleich zum Bau der Unterkünfte ein Bauleitverfahren für den gesamten Bereich durchgeführt. So sollen die Flüchtlinge von Anfang an in den Wohnbereich besser integriert werden (keine Ghettobildung). Zudem soll es keinen weiteren Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge an den Standorten geben und eine Überbelegung der Wohnungen wird ausgeschlossen. Weiterhin wird ein runder Tisch an allen Standorten eingeführt um die Anwohner in das weitere Geschehen mit einzubeziehen. Die Verwaltung wird beauftragt kurzfristig ein Betreuungs- und Integrationskonzept zu erstellen und weiterhin sowohl nach temporären als auch dauerhaften Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber zu suchen.

Eindringlich machten Politiker aller Fraktionen den anwesenden Bürgern zudem klar, dass man keine Alternativen zu den Standorten habe und die Sozialverträglichkeit gegen das Machbare habe abwägen müssen. Eine Unterbringung von Flüchtlingen in der Niershalle sei auf Dauer nicht menschenwürdig. Angesichts des Flüchtlingsstroms müsse die Stadt zudem schnell reagieren. Fast einstimmig (mit Gegenstimmen der Neersener CDU-Ratsmitglieder Robert Brintrup und Nanette Amfaldern) segnete der Rat dann die Pläne der Verwaltung für den Bau der Unterkünfte ab.

(Report Anzeigenblatt)