„Mein schönstes Schützenfest“

„Mein schönstes Schützenfest“

Sonntag, 23 Uhr im Festzelt der St. Johannes-Schützengesellschaft 1662: Als sich die Paare des Königshauses bei den Ehrentänzen im Kreise drehen, gehen in Clörath plötzlich die Lichter aus und die Musik verstummt.

Der Muffenbrand eines Erdkabels droht meinen Königsgalaball zu sprengen. Für ein Königspaar bricht in diesem Moment eine Welt zusammen, auch wenn sich meine geschundenen Füße mit der unfreiwilligen Tanzpause auf den ersten Blick durchaus arrangieren können. Doch nach der Schrecksekunde beginnen unsere Schützen und Gäste einfach selbst zu singen und dabei den Takt zu klatschen. Meine Frau Melanie und ich, unsere Ministerpaare Markus und Alexandra Berger sowie Georg und Nadine Draack und unser Königsoffizier Christian Maritzen mit Tanzpartnerin Susanne Berger können unseren Ehrentanz fortsetzen. Ein tolles Gefühl, in der Mitte solcher Menschen zu stehen.

 Abnahme der angetretenen Schützen: Königsoffizier Christian Maritzen, König Mike Kunze und Königin Melanie sowie die Ministerpaare Markus und Alexandra Berger sowie Georg und Nadine Draack. Foto: Norbert Prümen
Abnahme der angetretenen Schützen: Königsoffizier Christian Maritzen, König Mike Kunze und Königin Melanie sowie die Ministerpaare Markus und Alexandra Berger sowie Georg und Nadine Draack. Foto: Norbert Prümen

Als klar wird, dass das Problem dauerhaft ist, passiert das Unglaubliche: Bei Notlicht überbrückt die Verlosung die nächsten Minuten und währenddessen organisieren einige Schützen ein Tonnen schweres landwirtschaftliches Stromaggregat, das mit einem Traktor zum Festplatz geschafft wird. Binnen einer halben Stunde steht die Ernergieversorgung des Festplatzes. „Das ist Clörath“, raunen sich die Johannesschützen überall stolz zu. Wahnsinn, aber der Abend ist gerettet. Die reguläre Energieversorgung wird übrigens erst viele Stunden später am frühen Morgen wieder stehen, als unser Eierbraten in der Königsburg auf der Vennheide schon beendet ist. Was bin ich stolz auf solch eine Schützengemeinschaft.

Seit Donnerstag sind die Stunden und Ereignisse nur so an uns verbeigerauscht, immer wieder treiben einzelne Momente an die Bewusstseinsoberfläche, die mich tief berühren. Ich weiß schon jetzt: Davon kannst Du ein Leben lang zehren, das erlebst Du so nie wieder. Da ist der Dudelsackspieler, dessen Auftritt am Sonntag mir meine Königin als Überraschung geschenkt hat, der unglaubliche Einsatz meines Königshauses und der „Heiteren“ für unser großes Fest und unsere Fahrt in einem 78er Lincoln Continental eines Schützenbruders beim Umzug am Montag oder der Einzug der Gastbruderschaften am Samstagabend. Als Bezirksbundesmeister bin ich oft bei den 17 Bruderschaften im Bezirksverband Krefeld-Willich-Meerbusch. Diesmal waren fast alle in Clörath-Vennheide bei mir zu Gast. Freude und Dankbarkeit für dieses Symbol der in Jahren entstandenen Freundschaften haben mich tief berührt und beinahe überwältigt, als sich Tischreihe um Tischreihe gefüllt hat. Hier sind nun die Menschen versammelt, von denen mir etliche mit einer gewissen Regelmäßigkeit auch die Frage stellen: „Welches Schützenfest ist eigentlich das schönste?“ Auf einen Ort lege ich mich dabei nie fest, da jedem Schützen sein Heimatfest besonders am Herzen liegt. Aber seit dem Wochenende, das Melanie und ich als Königspaar in Clörath-Vennheide erleben durften, darf ich sagen: „Dieses Fest ist für mich das schönste in meinem Leben!“

(StadtSpiegel)